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USA: TV-Duell Harris vs. Trump. Es bleibt spannend.

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Die Schnell-Analyse von Politikwissenschaftler @BalderGullveig.
Mittwoch, 11.9.2024, 06:30 Uhr.

Soeben ging das TV-Duell Harris vs. Trump zu Ende. Was muss man wissen?

Es war ein großer Schlagabtausch zwischen zwei Kandidaten auf Augenhöhe – anders als die erste Debatte, als Joe Biden noch der Kandidat der Demokraten war. Die Demokraten werden sich somit bestärkt fühlen, Joe Biden abgesetzt und Kamala Harris nominiert zu haben. Zu Recht. Harris wirkte rhetorisch überraschend stark, inhaltlich solide und versuchte zudem, eine Aufbruchstimmung zu personalisieren, die auf Emotionalität und einem Generationswechsel beruht.

Donald Trump war Donald Trump, wie man ihn kennt. Auf Amerikas Stärke setzend, seine Erfahrung betonend, seine Ablehnung der aktuellen US-Politik hervorhebend.

Gab es inhaltliche Überraschungen?

Nein. Die Argumentation beider Kandidaten erfolgte streng nach bisheriger Linie. Deshalb werden beide Lager zufriedengestellt sein. Das ist aber nicht entscheidend. Für den Wahlausgang erheblich ist alleine der kleine bisher unentschiedene Wähleranteil in den Swing States. Dieser dürfte keine oder nur geringe Impulse für eine finale Positionierung erfahren haben. Eine Wahlkampfstrategie, die Harris intellektuell als ungeeignet darstellt, wird es in den letzten Wochen des Wahlkampfes nicht mehr geben. Es wird vielmehr eine eher inhaltliche Auseinandersetzung werden, wenngleich dies nach amerikanischen und nicht nach hiesigen Maßstäben erfolgen wird.

Wie war der Verlauf der Debatte?

Die etwa 90 Minuten wurden durch Werbepausen in zwei Blöcke und ein drittes kurzes Schluss-Statement unterteilt. Der erste Block war US-innenpolitisch geprägt. Thema 1 war die US-Wirtschaft, gefolgt von Abtreibung, Einwanderung, Fracking und die Frage zur Haltung der Kandidaten zum Krieg im Nahen Osten.
Eingestreut wurde die Frage, ob Trump den angeblichen Vorwurf zur Wahlbetrug bei der letzten Präsidentenwahl aufrecht erhält. Das war erkennbar der Versuch der Moderatoren des linken Senders ABC, Trump in die Defensive zu drängen.

Harris war in diesem Teil des Duells sehr gut vorbereitet. Trump hat das Thema Migration, das eines der Hauptunterscheidungsfelder zu Harris darstellt, verschenkt. Dieser Teil kann als unentschieden gesehen werden, das ist aber bereits ein Achtungserfolg für Harris.

Nach der Werbepause, einem enorm wichtigen Zeitpunkt, weil sich hier die US-Bürger bereits ein erstes Urteil über den Verlauf gebildet hatten, ging es mit eher außenpolitischen Themen weiter: Ukraine, Afghanistan und Russland-Politik. Zwischendurch wurde das amerikanische Gesundheitssystem eingebracht und – besonders bemerkenswert – die Frage, wieso Trump Harris als nicht schwarz bezeichnet (Harris ist indisch-stämmig). Hier konnte Trump insgesamt leicht punkten.

Harris argumentierte sehr emotional, hatte aber Schwierigkeiten, die offensichtlichen Probleme der Biden-Administration, deren Vize sie ist, zu erklären. Das ganz offensichtliche Foul von ABC, Trump mit der Frage zu seiner Haltung zur Hautfarbe seiner Kontrahentin in die Enge zu treiben, lief fehl.

Nach einer zweiten Werbepause erhielten beide Bewerber die Möglichkeit zu einem Schlusswort. Trump nutzte dies sachlich streng-programmatisch, Harris sehr emotional und eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen versuchend. Beides konnte so erwartet werden und dürfte die wahlentscheidenden Wechselwähler der Mitte wenig beeindruckt haben.

Fazit.

Trump hat sich wie gewohnt gezeigt. Inhaltlich die aktuelle Politik stark ablehnend, auf ein starkes Amerika setzend und ideologisch gefestigt. Im Auftritt beherrscht, souverän, vielleicht etwas zu laut. Harris war überraschend eloquent, sehr gut vorbereitet und konnte bei Wählern, die eher emotional denn rational entscheiden, punkten. ABC hat anders als CNN durch die juristisch längst geklärten Fragen zur Rolle Trumps bei den Kapitolunruhen sowie zur Rassismus-nahelegenden Frage zur Hautfrage von Harris sehr hart an der Grenze zur Neutralität agiert.

Die in den USA – und nicht nur dort – äußerst umstrittenen Themen Critical Race-Theorie oder insbesondere biologisch geschlechter-relevante Ideologien wie LGBTQIA+ wurden gar nicht angesprochen. Auch Covid wurde nicht thematisiert. All diese Themen hätten sicher Harris nicht geholfen.

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf des Wahlkampfes?

Das Rennen bleibt so offen wie bisher. Eine Vorentscheidung gibt es nicht. Die in Kürze wohl vermeldeten Quoten, wer der Gewinner des Duells denn nun sei, werden um ein 50 zu 50 kreisen. Bei linken Medien vielleicht bei 44 zu 56 zugunsten Harris, umgekehrt bei eher konservativen Publikationen.

Mein persönliches Fazit.

Trump wurde zum Thema Migration schlecht beraten. Seine Ausführungen zu vermeintlich katzenfressenden Haitianern haben ihn den Sieg gekostet. Seine Allianz mit Robert F. Kennedy nicht anzusprechen und somit das große Thema Gesundheit („MAHA“) nicht zu erwähnen, war ungeschickt. Harris wird bei den insgesamt erwarteten Stimmabgaben, den Popular Votes, steigen. Bei den entscheidenden Electoral Votes hingegen nicht.

Also: alles ist so, wie es vor dem Duell auch war. Es bleibt spannend.


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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. C. Schwenniger

    Vielen Dank für die Analyse, die es mir erspart, die Debatte anzusehen.
    Was mich wundert: war Frau Harris gar nicht (oder zumindest nicht allzu stark) illuminiert?

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