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Chat mit einem Vizebürgermeister.

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Oder: wenn jemand die Gesetze mißachtet.

Gerade bin ich mit der Umstrukturierung meines Ablagesystems am Laptop beschäftigt, da stoße ich auf alte Screenshots einer Online-Unterhaltung via Facebook-Messenger mit einem Vizebürgermeister.

Es war im Jänner 2021. Im Rahmen meiner Recherchen für einen Artikel fragte ich bei eben diesem Vizebürgermeister etwas zum organisatorischen Hintergrund für die Corona-Tests nach. Im Laufe des Chats werde ich dann von seiner Seite mit Mansplaining konfrontiert. Sprich: er meint, er hätte mir das ganz einfach erklärt.

Darauf reagiere ich – offenbar sehr ungewöhnlich für diesen Vizebürgermeister – dass man mir etwas nicht (von oben herab) erklären müsse, sondern es ausreichend wäre, mich korrekt zu informieren, da ich eine hochintelligente Frau bin. Anstatt sich zu entschuldigen, beendet er abrupt den Chat.

Eine Woche später trifft ein Kommentar zu einem Artikel bei mir ein.

Quelle: Öffentlicher Kommentar auf der Webseite www.klartexxt.com

Wenn man schon einen Kommentar schreibt, mit dem Ziel, dass dieser veröffentlicht wird, dann bemüht man sich und schreibt zumindest korrektes Deutsch. Aber ja. Mehr als 20 Fehler bei einem 3-Zeiler: das muss man erst einmal schaffen. Respekt!

Quelle: Korrektur des Öffentlichen Kommentars auf der Webseite www.klartexxt.com

Es geht um zwei Aspekte.

Einerseits um diesen Kommentar, der nicht nur mehr als 20 Fehler enthält, sondern auch inhaltliche Probleme aufweist, und um den Aspekt, dass jene Person, die den Kommentar verfasst hat, offenbar Kenntnis des gesamten Chats hat.

Und das wirft mehrere Fragen auf:

Wie kommt jemand zu einem Chat, den ich mit einem Vizebürgermeister online geführt habe?
Wurde der Chat von diesem Vizebürgermeister an andere Personen weitergeleitet?
Hat der Vizebürgermeister etwa selbst diesen Kommentar verfasst?

Beginnen wir mit dem Aspekt des Inhalts.

1) Mir ist ganz und gar nicht fad. Fadesse kenne ich nicht. Ich habe diese noch nie erlebt.

2) Wer behauptet, ich würde immer auf andere Leute losgehen, muss das auch beweisen können. Kann man das nicht, macht man sich der Verleumdung und der üblen Nachrede schuldig und das kann zivil- und strafrechtliche Konsequenzen haben. Auch würde mich in diesem Zusammenhang eine Definition des Begriffes „losgehen“ interessieren. Denn: Dinge klarzustellen, die Wahrheit zu schreiben, über eine Meinung und Zivilcourage zu verfügen, hat nichts mit „losgehen“ (was immer das ist) zu tun.

3) Nur dieser Vizebürgermeister hatte die Information bezüglich meiner Mitgliedschaft bei Mensa. Mensa ist übrigens kein Club. Mensa ist ein Verein, ein Netzwerk für Hochbegabte.

4) Ob sich jetzt mehrere Parteien (es ging um die Corona-Testungen) oder Vereine bemühen, ist unerheblich. Warum man hier über Parteien und Vereine schreibt, erschließt sich mir nicht. Abgesehen davon, dass es kein „Bemühen“ ist, wenn jemand auf Facebook für die Organisation dankt. Bemühen heisst, dass man sich bemüht, indem man etwas leistet. Interessant ist, dass der Verfasser „mehrere Parteien“ so betont. Offenbar kennt der Verfasser des Kommentars nicht nur meine Antwort, sondern den gesamten Chat.

5) Es geht nicht um mein Ego. Es geht um die Wahrheit. Als (freie) Journalistin ist es meine Aufgabe wahrheitsgetreu zu berichten. Es ist nicht meine Aufgabe mit Veröffentlichungen von Presseaussendungen auf Kuschelkurs mit diversen Institutionen zu gehen.

6) „Bleiben‘s bei den Kartoffeln“ ist herabwürdigend, menschenverachtend und einfach nur primitiv. Man will offenbar damit zum Ausdruck bringen, ich wäre eine kleine dumme Frau, die nicht zu mehr imstande ist als sich mit Kartoffeln zu beschäftigen. Aber nicht nur das: es ist Beleidigung und Schmähung und daher auch zivil- und strafrechtlich verfolgbar. Nur so ein Tip an den Verfasser: lesen Sie meine Vita (falls Sie wissen, was das ist).

Und zu allerletzt finde ich es sehr witzig, dass man sich einer Fake-E-Mail-Adresse bedient und als Absender den Vornamen meines Ehemannes anführt.

Der Schreiber muss schon sehr gut über mein Leben Bescheid wissen.

Danke für das grosse Interesse an meiner Person.
Jetzt weiss ich, dass ich eine wirklich wichtige, großartige Persönlichkeit bin.

Und ich weiss, dass es einige Personen offenbar nicht aushalten, dass jemand – anders als sie – Zivilcourage hat und das ausspricht, was Sache ist. Besonders als Frau ist das für mich sehr spannend. Offenbar reicht es bei manchen Personen schon, dass ich existiere, sodass sie sich zu solchen Kommentaren hinreissen lassen. Ich bin beeindruckt. Von mir.


Dankeschön!

Und nun dazu, woher der Verfasser des Kommentars die Informationen hat.

Ich habe natürlich nachgefragt, beim Vizebürgermeister. Die Antwort des Vizebürgermeisters wird jetzt viele erstaunen, denn tatsächlich hätten einige seiner besten Freunde meine Antwort gelesen, meint er.

Wow.

Der Vizebürgermeister hat nun wirklich meine Antwort an ihm, getätigt in einem vertraulichen Chat, einigen seiner Freunde gezeigt oder an sie weitergeleitet. Damit hat er gegen geltendes Österreichisches Recht verstoßen. Sprich: er kann sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich zu Rechenschaft gezogen werden. Aber gut. Darüber denke ich noch nach.

Dazu kommt, dass der Kommentar sich ja nicht nur auf die eine Information aus meiner Antwort bezieht, sondern sich auf viele weitere Informationen stützt. Und für diese Informationen muss die Kenntnis des ganzen Chats sowie des „Drumherums“ zu diesem Thema auf Facebook bekannt sein.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten:
Der Vizebürgermeister hat diesen Kommentar selbst geschrieben (was angesichts der mehr als 20 Fehler ein sehr düsteres Bild machen würde).
Der Vizebürgermeister hat den gesamten Chat mit mir sowie Hintergrundinformationen weitergeleitet.

Offenbar weiss da jemand nicht darüber Bescheid, dass man Chats nicht weiterleiten darf. Durch eine Weiterleitung werden Persönlichkeitsrechte verletzt, was sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich relevant ist.

Das sollte man wissen – vor allem dann, wenn man Vizebürgermeister ist.

Ich bin schon sehr gespannt auf Kommentare zu meinem Artikel und auf die Meinung meiner Leserinnen und Leser.

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