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Bild von Monika Grabkowska auf Unsplash.

Was ist Armut?

Ich werde hier nicht werten oder bewerten.
Dies aus Respekt vor jenen, die unverschuldet in Not geraten und deshalb armutsbetroffen sind.

In letzter Zeit ist immer wieder davon gesprochen worden, vor allem seitens der SPÖ, dass es viele armutsgefährdete Kinder in Österreich gibt. Verschiedene Organisationen und NGOs haben sich ebenfalls dazu geäußert. Ich denke, man muss unterscheiden zwischen Armut bzw. armutsbetroffen und Armutsgefährdung oder Ausgrenzungsgefährdung.

Was bedeutet „armutsgefährdet“ in Österreich?

Es gibt hierzu keine Beschreibung im eigentlichen Sinne, es gibt aber Zahlen und Kriterien, die diese Armutsgefährdung einordnen, also definieren. Erhoben werden diese Daten in der EU-SILC. Zuständig ist in Österreich die Statistik Austria (früher: Statistisches Zentralamt).

SILC steht für „Community Statistics on Income and Living Conditions“ ­– auf Deutsch bedeutet das „Gemeinschaftsstatistiken zu Einkommen und Lebensbedingungen“, schreibt Statistik Austria auf seiner Website.

EU-SILC ist eine Erhebung der Europäischen Union, an der seit 2003 auch Haushalte in Österreich teilnehmen. Es geht darum, die Lebensbedingungen zu erfassen, das Haushaltseinkommen über Jahre hinweg zu beobachten und Armut sichtbar zu machen. Dazu werden in Österreich jedes Jahr 6.000 Haushalte befragt, die zufällig ausgewählt werden. Die Namen und Adressen bezieht man aus dem ZMR, dem zentralen Melderegister.

Die Befragung.

Es werden alle Mitglieder eines Haushaltes befragt. Dies 4 Jahre in Folge, also 4x, damit auch eine eventuelle Veränderung sichtbar wird. Die Kernthemen sind Einkommen, Wohnen, Bildung, Gesundheit und Zufriedenheit.

Hier findet man den Fragebogen für die Erhebung: Fragebogen

3 Merkmale für Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung.

Es wurden 3 Merkmale definiert. Trifft eines dieser 3 Merkmale zu, ist man armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.<br>Es sind dies das Haushaltseinkommen, der Lebensstandard aus 13 möglichen Merkmalen sowie die Erwerbstätigkeit.

Das Haushaltseinkommen.

In Österreich galten im Jahr 2022 alleinlebende Personen als armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1 392 Euro pro Monat zur Verfügung hatten (Jahresnettoeinkommen dividiert durch 12). Sind mehr Personen im Haushalt wird dieser Betrag per Index erhöht. Hier finden Sie die Tabelle.

Lebensstandard mit 13 Merkmalen.

Es gibt 13 Merkmale, die als Mindest-Lebensstandard festgelegt wurden. Kann man sich von diesen 13 Merkmalen mindestens 7 nicht leisten, dann besteht eine erhebliche materielle und soziale Benachteiligung.

Dem Haushalt ist es finanziell nicht möglich
(1) unerwartete Ausgaben zu tätigen
(2) einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren
(3) Miete, Betriebskosten oder Kredite pünktlich zu bezahlen
(4) jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen
(5) die Wohnung angemessen warm zu halten
(6) abgenützte Möbel zu ersetzen
(7) ein Auto zu besitzen.

Personen ab 16 Jahren ist es finanziell nicht möglich
(8) eine Internetverbindung zu haben
(9) abgenutzte Kleidung zu ersetzen
(10) zwei Paar passende Schuhe zu haben
(11) jede Woche einen kleinen Betrag für sich selbst auszugeben
(12) regelmäßig kostenpflichtige Freizeitaktivitäten auszuüben
(13) einmal im Monat Freund:innen oder Familie zum Essen/Trinken zu treffen.

In der Erklärung der Statistik Austria steht weiters: „Auch für Personen unter 16 Jahren müssen mindestens sieben von diesen 13 Merkmalen zutreffen, wobei mindestens drei dieser Merkmale aus der Kategorie der Haushaltsmerkmale (1) bis (7) stammen müssen. Außerdem zählt eines der Personenmerkmale (8) bis (13) zusätzlich auch für Personen unter 16 Jahren, wenn das jeweilige Merkmal für zumindest die Hälfte der restlichen Haushaltsmitglieder zutrifft.“

Keine oder sehr niedrige Erwerbstätigkeit.

Es werden alle im Haushalt lebenden Personen zwischen 18 Und 64 Jahren betrachtet. Liegt die Erwerbsintensität bei weniger als 20% des maximal möglichen Erwerbspotenzials, liegt keine oder sehr niedrige Erwerbstätigkeit vor.

Die Überraschung.

Ich habe mir diese drei Merkmale für Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung sehr genau angesehen. Auch für mich persönlich. Und ich war doch überrascht vom Ergebnis. Darum denke ich, wir müssen sehr genau unterscheiden zwischen Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung und Armut.


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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Gerald K.

    Wieder mal ein sehr treffender Bericht von klartexxt mit Fakten über dieses Thema – Danke!

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