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Haben die Bauern noch eine Lobby?

Wo sind die Bauernvertreter, wenn man sie braucht? Oder: Gibt es sie überhaupt (noch)?
Ein Kommentar von Birgit Medlitsch (Bio-Bäuerin im Nebenerwerb).

Einladung via WhatsApp.

Gerade findet eine Wahlkampfveranstaltung mit Alexander Bernhuber (ÖVP) statt: in Prottes. Eingeladen wurde via WhatsApp. Das ist natürlich eine kostengünstige Art und Weise, eine Einladung auszusprechen. Aber – ist es auch die richtige? Neuerdings bekommt man ja auch Einladungen zu grösseren Geburtstagsfesten via WhatsApp. Diese werden zumeist noch an die persönliche WhatsApp-Adresse gesendet, aber jene zu Alexander Bernhubers Wahlkampfveranstaltung, die speziell für Bauern gedacht ist, ging nur in eine WhatsApp-Gruppe an die Obleute, nicht einmal an jeden einzelnen Bauern.

Der Wert der Bauern.

Nun fragt man sich: was ist der Bauer noch wert? Da kämpfen die Bauern von Jahr zu Jahr mehr um Wertschätzung und Anerkennung ihrer Arbeit durch die Bevölkerung und Konsumenten. Da erwarte ich mir zumindest Unterstützung in Form von Wertschätzung und Anerkennung durch meine Interessensvertretung, und das ist in diesem Fall der Bauernbund und der EU-Abgeordnete und Landwirt Alexander Bernhuber. Aber was machen er und die ÖVP jetzt vor der EU-Wahl? Die laden halt einmal die jeweiligen Ortsbauernratsobleute der einzelnen Ortschaften und Gemeinden via WhatsApp-Gruppe ein. Wenn es nicht so traurig wäre, könne man ja darüber lachen.

Kein Zeitpunkt ist unpassender dafür.

Gerade jetzt – das muss man sich vorstellen – gerade jetzt, wo die Umfragewerte der ÖVP in eine Richtung gehen, wo man froh sein muss, wenn man bei der EU-Wahl am kommenden Sonntag nicht unter 20% fällt, gerade jetzt passieren derartige Fehler? Gerade jetzt lädt man nicht einmal die Ortsbauernräte ein, sondern nur die Ortsbauernobleute? Von den „anderen, normalen“ Bauern rede ich gleich gar nicht. Ja, bitte, geht’s Euch noch gut? Ich habe selten so einen Dilettantismus erlebt.


Welche Einblicke möchte uns denn der EU-Abgeordnete Alexander Bernhuber ins EU-Parlament gewähren, wenn er – so scheint es – selbst die Arbeit dort noch nicht so ganz beherrscht, wie er uns in der letzten Legislaturperiode ja sehr deutlich gezeigt hat.

Denn: wäre er Profi, dann hätte er Sarah Wiener nicht die Berichterstattung über die Neugestaltung der Pestizid-Verordnung in der EU überlassen, und die Bauern in Europa hätten ein bisserl weniger psychischen Stress mit den Ansinnen von Sarah Wiener gehabt.


„Wer zu spät kommt, …“

Aber ja. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, heisst es so schön. Nur darf das einem EU-Abgeordneten, einem Landwirten noch dazu, nicht passieren, wenn es um Pestizide in der Landwirtschaft geht. Also: dass er sich das entgehen lässt und dem größten Feind der Bauern den Vortritt lässt, das ist schon ein grosses Stück. Und wenn ich mir das recht überlege, hat er mit seinem „Verschlafen dieser Chance“ den bäuerlichen Berufsstand verraten und mit Füßen getreten.

Im Gegensatz zu Sarah Wiener ist Alexander Bernhuber nämlich „richtiges“ Mitglied des Umweltausschusses. Sarah Wiener sitzt dort lediglich auf der Ersatzbank. Und jede Fraktion hat die Möglichkeit, die Berichterstattung für jedes Thema in diesem Ausschuss zu übernehmen.

Hätte Alexander Bernhuber dies auf dem Radar gehabt, also darauf geachtet, wäre uns allen sehr geholfen gewesen. Aber ja. Muss man ja nicht. Kann man aber und ist auch Pflicht, wenn man auf die Bauern schaut, und wenn einem die Bauern wichtig sind.


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