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Bezirksblätter: wieviel Journalismus ist denn da eigentlich vorhanden?

Oder: vom Umgang mit Presseaussendungen.Ein Kommentar.

Der Kommunikations-Chef der SPÖ Niederösterreich lässt aufgeregt auf Twitter verlauten: „SPÖ @HergovichSven erkämpft von den Banken mehr als 30 Millionen Euro für Niederösterreich. Und das ist erst der Anfang, die Banken werden den Häuslbauern noch viel mehr Geld zurückgeben müssen. Dazu stellt er einen Link zu einem Artikel, der im Online-Portal der Bezirksblätter, www.meinbezirk.at, zu finden ist.

Was denken die Leser der Bezirksblätter?

Ich vermute, dass man den Artikel vielleicht mit Interesse liest, dass sich der eine oder andere darüber freut, was Hergovich beziehungsweise die SPÖ Niederösterreich angeblich erreicht haben. Vielleicht wird ja die angebliche Leistung hinterfragt oder nicht geglaubt, aber wie dieser Artikel entstanden ist – darüber macht sich kaum jemand Gedanken.
Manche werden vielleicht sogar denken, dass die Redakteurin, die als Verfasserin des Artikels genannt wird, diesen komplett selbst geschrieben und Sven Hergovich sogar persönlich oder telefonisch interviewt hat, also, dass der Artikel ihre Idee gewesen wäre, und dass sie diesbezüglich recherchiert hätte.

Träumt weiter.

Zu dem Artikel, der im Online-Portal der Bezirksblätter veröffentlicht wurde, gibt es eine Presseaussendung der SPÖ Niederösterreich. Das ist nichts Aussergewöhnliches. Politische Organisationen, Interessensvertretungen, aber auch Vereine, NGOs oder Unternehmen senden Informationen an Medien, sogenannte Presseaussendungen. Es bleibt dann dem jeweiligen Medium überlassen, ob und wie es diese veröffentlicht, ob die Redaktion vielleicht noch um weitere Informationen bittet oder ob sie den Text 1:1 übernimmt oder wenigstens ein wenig umschreibt.

Wieviel des Textes wurde übernommen?

Natürlich sind wir jetzt neugierig, inwieweit der Text der Presseaussendung von den Bezirksblättern übernommen wurde. Denn: der Artikel ist weder als kostenlose noch als bezahlte PR gekennzeichnet. Wir haben die beiden Texte, also den Artikel und die Presseaussendung, einem Vergleich unterzogen und – ja – sehen Sie selbst.

Presseaussendung versus Artikel.

Den Text der Presseaussendung der SPÖ NÖ haben wir in roter Schrift geschrieben.
Den Text des Artikels im Online-Portal der Bezirksblätter meinbezirk.at haben wir in blauer Schriftgeschrieben.

Presseaussendung
SPÖ und Sven Hergovich erkämpfen von den Banken mehr als 30 Millionen Euro für Niederösterreich!
Wochenlanger Einsatz der SPÖ Niederösterreich für Zinspreisdeckel zeigt erste Erfolge

Seit mehr als zwei Wochen macht Sven Hergovich, Landesparteivorsitzender der SPÖ Niederösterreich, die massiv gestiegenen Zinssätze für Kredite zum Thema. Sein Vorschlag eines Zinspreisdeckels von 3% – finanziert aus einer Übergewinnsteuer -wird im ganzen Land diskutiert und setzt jetzt die Banken unter Druck.

Erkämpft von den Banken mehr als 30 Mio Euro
Seit mehr als zwei Wochen macht Sven Hergovich, Landesparteivorsitzender der SPÖ Niederösterreich, die massiv gestiegenen Zinssätze für Kredite zum Thema. Sein Vorschlag eines Zinspreisdeckels von 3 Prozent – finanziert aus einer Übergewinnsteuer – wird im ganzen Land diskutiert und setzt jetzt die Banken unter Druck.

Sven Hergovich, Landesparteivorsitzender der SPÖ NÖ:
„Es ist ein guter erster Schritt, dass die Häuslbauer im Land jetzt mit 30 Millionen Euro profitieren. Das ist immerhin mehr als der unsinnige Coronafonds der FPÖ bringt und im Gegensatz zum blauen Regelbrecher-Bonus ist es eine echte Entlastung für die fleißige Mittelschicht im Land. Unsere konsequente Politik zahlt sich aus.“

NÖ. „Es ist ein guter erster Schritt, dass die Häuslbauer im Land jetzt mit 30 Millionen Euro profitieren. Das ist immerhin mehr als der unsinnige Coronafonds der FPÖ bringt und im Gegensatz zum blauen Regelbrecher-Bonus ist es eine echte Entlastung für die fleißige Mittelschicht im Land. Unsere konsequente Politik zahlt sich aus,“ so Sven Hergovich.

Sogar die mangelhafte Interpunktion wurde aus der Presseaussendung übernommen!

es fehlen einige beistriche.

Dieser Einsatz bringt jetzt erste Erfolge: Denn freiwillig würden die Banken gar nichts tun. Aufgrund des nachdrücklichen Einsatzes der SPÖ bewegen sich die Banken nun langsam. Sie verpflichten sich nämlich mehr als 100 Millionen Euro an Kreditnehmer zu geben. Für die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher bedeutet das eine Entlastung von mehr als 30 Millionen Euro.

Wochenlanger Einsatz zeigt erste Erfolge
Dieser Einsatz bringt jetzt erste Erfolge: Denn freiwillig würden die Banken gar nichts tun. Aufgrund des nachdrücklichen Einsatzes der SPÖ bewegen sich die Banken nun langsam. Sie verpflichten sich nämlich mehr als 100 Millionen Euro an Kreditnehmer zu geben. Für die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher bedeutet das eine Entlastung von mehr als 30 Millionen Euro.

„Ich werde auch in den kommenden Monaten für einen Zinspreisdeckel kämpfen. 30 Millionen können lediglich der erste Schritt sein, es braucht aber zehn Mal so viel Geld“, erkennt Hergovich noch zu wenig Bewegung seitens der Banken. Hergovich sieht die Bundesregierung gefordert jeder Österreicherin und jedem Österreicher seine leistbaren vier Wände zu garantieren:
„Deshalb werde ich nicht lockerlassen und weiter für eine faire Verteilung der Banken-Übergewinne kämpfen. Ich garantiere den Banken: Das war ein erster Schritt, ja, aber sie werden noch viel mehr an die Häuslbauer zurückzahlen müssen! Außerdem werden wir ganz genau hinschauen, sodass die jetzt zugesagten Maßnahmen auch wirklich umgesetzt werden und nicht nur darüber geredet wird.“

Lediglich ein erster Schritt
„Ich werde auch in den kommenden Monaten für einen Zinspreisdeckel kämpfen. 30 Millionen können lediglich der erste Schritt sein, es braucht aber zehn Mal so viel Geld“, erkennt Hergovich noch zu wenig Bewegung seitens der Banken. Hergovich sieht die Bundesregierung gefordert jeder Österreicherin und jedem Österreicher seine leistbaren vier Wände zu garantieren:
„Deshalb werde ich nicht lockerlassen und weiter für eine faire Verteilung der Banken-Übergewinne kämpfen. Ich garantiere den Banken: Das war ein erster Schritt, ja, aber sie werden noch viel mehr an die Häuslbauer zurückzahlen müssen! Außerdem werden wir ganz genau hinschauen, sodass die jetzt zugesagten Maßnahmen auch wirklich umgesetzt werden und nicht nur darüber geredet wird.“

Sind Sie überrascht?

Also ich bin sehr überrascht. Ich bin schon davon ausgegangen, dass man Teile der Presseaussendung übernimmt. Aber dass man die Presseaussendung fast zu 100 Prozent übernimmt (ausser die ursprüngliche Überschrift) und gerade einmal zwei Zwischenüberschriften einfügt, noch dazu Interpunktionsfehler aus der ursprünglichen Aussendung der SPÖ Niederösterreich übernimmt, das hat mich schon sehr erstaunt.

Das ist kein Journalismus.

Übrigens: auch auf der Seite der Niederösterreichischen SPÖ ist dieser Text genauso abgedruckt. Gerade einmal einen Absatz am Schluss des Textes findet man dort zusätzlich.

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