You are currently viewing Wo wart ihr 2003 und 2015?
Bild: Joe auf pixabay

Wo wart ihr 2003 und 2015?

Alle auf den Lofoten unterwegs, oder wie?

Ganz schlimm ist es gerade, so meinen einige „Wetterfrösche“ und Klima-„Hysteriker“. Sogar Tips vom Gesundheitsministerium gibt es, was man bei Hitze beachten soll. Die tun alle so, als wäre es noch nie heiss gewesen, bei uns, im Sommer. Ha – denke ich mir – wo wart ihr denn die Jahre davor? Alle auf den Lofoten unterwegs gewesen, oder wie? Warum kriecht ihr erst jetzt aus Euren Löchern? Warum habt ihr in den Jahren 2003 und 2015 geschwiegen? Was hat Euch denn jetzt auf den Plan gebracht? Oder ist das gar nicht aus Euch herausgekommen, die Idee mit der Hitze und der Klimakrise?

Ich kann mich noch gut an das Jahr 2003 erinnern, besonders an den Sommer. Ich suchte gerade nach einem Geschäftslokal für mein Schuhgeschäft in Wien. Im 7. Bezirk sollte es ein. In meiner Mittagspause (ich habe in der Nähe gearbeitet) bin ich verschiedene Strassen abgegangen und habe nach freien Lokalen gesucht. Es war sowas von heiss. Und dann der Sommer 2015. Da war ich dann nicht mehr in Wien. Das Geschäft hatte ich geschlossen, die Ware für den Versandhandel auf’s Land übersiedelt, und: ich war Bio-Bäuerin geworden.

Als Landwirt merkst Du Dir das Wetter. Denn die Natur und das Wetter bestimmen, wann Du was machst. Wann Du die Felder wie vorbereitest, wann Du anbaust, welche Kultivierungsmaßnahmen Du wann ergreifst. Die Natur ist Dein Arbeitgeber. Das Wetter bestimmt, was Du erntest und ob Du etwas erntest. Und darum merkst Du es Dir besonders gut.

Diesen Kommentar habe ich am 16. Juli 2015 verfasst. Ein Redakteur des ORF hat ihn gelesen und ist zu uns auf den Hof gekommen. Das Interview war am 23. September 2015 auf Ö1 zu hören. Weiter unten kann man das Interview nachhören.

Dieser Sommer ist scheisse.

Seit Tagen höre ich nur noch „Oh – der Sommer ist da. So ein schööönes Wetter. Die Soooonnne scheint. Ach ja, wir gehen jetzt schwimmen. Das Wochenende wird wieder sooo schön. Die Sonne wird uns immer begleiten. Rekordtemperaturen. Ein Rekord-Juli seit xxx Jahren. Die Bäder machen so ein Super-Geschäft …. blablabla.

Dieser Sommer ist scheisse.
Und ich sage Euch jetzt warum: weil die Pflanzen auf den Feldern das nicht aushalten. Weil die Wasser brauchen. Denn – Preisfrage – was passiert ohne Wasser?

Aber – offenbar ist das allen egal. Denn: wenn unsere Erdäpfel verdörren und wir keine Erdäpfel ernten können, verhungern wir trotzdem nicht, oder? Dann kommen die halt aus Ägypten daher, die Erdäpfel. Und wenn unsere Zuckerrüben vertrocken – was soll’s? Irgendwoher wird der Zucker dann schon kommen, woher auch immer. Und das gleiche gilt natürlich auch für die Kürbisse, und so weiter.

Ja – wir denken global. Unsere Nächsten sind uns wurscht. Nur weiter so.

Ich stehe jeden Tag um 4 Uhr auf. Nach 10 Uhr kann man nicht mehr im Freien arbeiten. Und – da habe ich noch Glück. Denn – ich kann es mir einteilen. Viele Arbeiten sind erst ab 10 Uhr möglich, zum Beispiel Getreide dreschen. Habt ihr schon einmal gearbeitet – im Freien – bei 38 Gradim Schatten? Wisst ihr, wie sich die in der Sonne anfühlen, wenn es windstill ist?

Wisst ihr, wie sie sich anfühlt, wenn man schwere Arbeiten durchführen muss? Wenn man z.B. in die Kornkammer vom Mähdrescher kriechen muss, weil irgendwas nicht funktioniert?

Ich hab es satt, irgendwelchen Anzugtypen und Bürotussen im Fernsehen und Radio zuzuhören, die nichts anderes im Sinn haben, als ein schönes, sonniges Wochenende und irgendwo am Pool herumzuknotzen. Schleicht’s Euch aus dem Fernsehkastl raus.

Und noch eine Nachricht an die – ach so gescheiten – Journalisten: Schaltet einmal Euer Hirn ein und berichtet über die Menschen, die bei der Hitze arbeiten müssen. Und das sind nicht nur Landwirte.

Das Interview.

Am 23. September 2015 gab es einen Teil des Interviews mit Herbert (Ing. Herbert Bartosch, MSc) und mir zu hören:
in der Sendung Moment – Leben heute, um 14:40 Uhr in Ö1.

Bio-Birgit (Birgit Medlitsch), Ing. Herbert Bartosch, MSc und Josef Stella im Interview zum Thema Landwirtschaft im Sommer 2015.

Schreibe einen Kommentar