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Die Pension.

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Irgendwann ist es soweit. Und was dann?

Pension nur für Beamte.

Einst, zur Zeit des Kaisers, war sie den Beamten vorbehalten. Deshalb wollten trotz des geringen Beamtengehaltes, das man damals bekam, viele die Beamtenlaufbahn einschlagen. Heute haben auch Arbeiter, Angestellte, Landwirte und selbständig Erwerbstätige nach 180 Versicherungsmonaten Anspruch auf finanzielle Leistungen, genannt „Pension“.

Das Biennalsprungsystem.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich ins Erwerbsleben eintrat, zum Beispiel an mein kurzes Gastspiel in einem grösseren Verlag (den Sie in meiner Vita nicht finden). Dort erlebte ich in der Anzeigenabteilung junge Damen und Herren, die sich schon ausrechneten, in welchem Jahr sie – aufgrund des Biennalsprungsystems – wieviel verdienen würden. Auch ihr Pensionsstichtag war ihnen schon bekannt. Und so wurde schon eifrig berechnet, wieviel Pension man dann bekommen würde.

Ich habe das damals nicht verstanden, also: Warum man das ausrechnet. Für mich war immer klar, ich werde irgendwann den Arbeitgeber wechseln, mich weiterbilden und mich höher qualifizieren um später mehr zu verdienen. An die Pension dachte ich damals, in meinen frühen 20-ern, noch lange nicht.

Sonderrechte und Narrenfreiheit.

Aber dort wurde es thematisiert. Und das sehr oft. Die älteste Dienstnehmerin in der Abteilung wurde von allen hofiert. Auch durfte sie später zur Arbeit erscheinen. Sie hatte offensichtlich von allen geduldete (nicht vertraglich vereinbarte) Sonderrechte.

In einer Werbeagentur erlebte ich dann Anfang der 90-er Jahre meine älteren Kollegen in grosser Freude auf die Pensionszeit. Der männliche Kollege zeigte dies unter anderem so, dass er dem Direktor (ja, so hiess das damals), als dieser einmal unser Zimmer verlassen hatte, einen vollen Ringordner nachwarf. Der Direktor hat das nicht gemerkt, glaube ich, weil er schneller draussen war als der Ordner. Und wenn er es gemerkt hat, hat er es ignoriert. Die Stimmung war – ja, oft wußte ich nicht, ob ich lachen sollte, weil es für mich so absurd war. Also die Stimmung war nicht besonders gut. So hat man die bevorstehende Pension herbeigesehnt. Ich dachte, ja, es gibt für alles eine Lösung, die Pension gehörte für mich nicht dazu.

Die körperlichen Grenzen.

Jetzt bin ich 56. Ich habe verschiedene Berufe ausgeübt, studiert, auch neben der Arbeit, ich war unselbständig und selbständig erwerbstätig und habe viel gearbeitet. Jetzt, wo ich in der Landwirtschaft „angekommen“ bin (seit 2011), macht mein Körper nicht mehr alles mit, und es gibt gesundheitliche Probleme, die ich nicht hätte, würde ich diese Arbeit nicht machen.

Das Pensionsalter für Frauen wird ja jetzt stückchenweise hinaufgesetzt, und so ist mein Regelpensionsalter 64,5 Jahre. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich darauf freue, weil ich einfach gerne arbeite. Nichtstun gehört nicht zu meinen favorisierten Beschäftigungen. Allerdings ist die bevorstehende dauerhafte finanzielle Zuwendung durch das staatliche Pensionssystem eine wunderbare Sache. Da habe ich nichts dagegen, und ich hoffe auch, dass es dann genug Menschen in Beschäftigung gibt, die dieses Umlagesystem auch finanzieren (können).

Eine wirklich depperte Frag‘.

Auch mein Mann kann mit dem Begriff „Pension“ nicht viel anfangen. Vor kurzem hat er gemeint, an dieser Pensionsgeschichte wird ihm bewußt, dass er alt ist. Das gefällt ihm nicht. Er ist jetzt irgendwas mit 60, ich weiss das nie genau. Sagen wir am Beginn von 60. Vor kurzem sprach ihn ein 20-Jähriger an und fragte „Sag‘ einmal, wenn Du in Pension bist, was passiert dann mit Deinen Pachtflächen?“. Er meinte die Flächen, die mein Mann jetzt gepachtet hat. Mein Mann war fuchsteufelswild. Der junge Mann hat noch nicht einmal die Schule „fertig“ und pachtet Vollerwerbs-Landwirten in der Umgebung, die wirklich von der Landwirtschaft leben müssen, Flächen raus und arbeitet fest daran weitere Flächen zu bekommen, die er gar nicht benötigt, weil er macht das mit der Landwirtschaft ja nur nebenher zum Spass (sagt er selbst). Seine Frage kann man aber ganz einfach beantworten: das werden die Verpächter entscheiden. Sie werden entscheiden, ob der Hofnachfolger diese Flächen weiterhin in Pacht hat oder nicht. Bevor man so eine Frage stellt, muss muss halt schon wissen, dass mein Mann nie um eine seiner Pachtflächen gebeten hat. Die Verpächter sind zu ihm gekommen. Weil sie ihm vertrauen.

Der Umgang mit den Alten.

Die Frage des 20-Jährigen ist ein Affront sondergleichen. Sie hat nämlich eine weitere Dimension: Sie zeigt den Umgang mit den Alten. Man wird schon zu Lebzeiten beziehungsweise während des „Noch-Erwerbslebens“ zur Seite geschoben. In der Frage schwingen Sätze mit wie: „Wann gehst Du in Pension?“ oder „Ich will Bauer werden. Du stehst mir im Weg.“ bis zu „Wann schleicht sich der endlich, damit ich seine Funktion/seine Position etc. übernehmen kann.“ Soll der junge Mann doch versuchen, sich selbst etwas aufzubauen, man kann ja sparen und landwirtschaftliche Flächen kaufen. Nur so eine Idee.

Der Pensionsschock.

Zurück zur Pension. Es gibt viele Menschen, die kurz nach Pensionsantritt in ein tiefes psychisches Loch fallen, manche schon vorher. Viele freuen sich gar nicht darauf. Einige lernen nach der Pension ihre Partner zuhause erst richtig kennen, wenn sie mehr Zeit mit ihnen verbringen (müssen), und sind bisweilen überrascht.

Viele Landwirte oder Selbständige sind zwar in Pension, arbeiten aber weiter im Unternehmen, das sie vielleicht ihren Kindern übergeben haben, oder führen es selbst weiter. Weil das, was man selbst aufgebaut oder von den Eltern, Großeltern, Urgroßeltern übernommen hat, gibt man nicht so einfach auf. So sehe ich meinen Mann jetzt auch nicht als grossen „Loslasser“ und mich schon gar nicht. In letzter Zeit gibt es auch unselbständig Erwerbstätige, die in ihrer Pension weiterhin in reduzierter Wochenstundenzahl bei ihrem letzten Arbeitgeber arbeiten: Weil sie es möchten und weil ihre Expertise wichtig ist und geschätzt wird.

Wie ist das bei Ihnen?

Und so würde es mich jetzt wirklich interessieren, vielleicht auch für weitere Artikel zu diesem Thema, wie Sie über den Lebensabschnitt „Pension“ denken. Ob Sie schon in Pension sind, wie Sie Ihre freie Zeit verbringen, oder ob Sie sich auf ihre bevorstehende Pensionierung freuen oder nicht freuen, die Gründe dafür, und was Sie für diesen neuen Lebensabschnitt planen.

Ich bin schon sehr gespannt und freue mich über Ihre Kommentare.
Falls Sie für ein Interview zur Verfügung stehen möchten, bitte ich um die Angabe einer Kontaktmöglichkeit.

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