Oder: Jubelmeldungen sind einfach, wenn die Messlatte tief liegt.
In einer Presseaussendung des BMK wird auf die aktuellen Füllstand der Erdgasspeicher in Österreich kommuniziert. Konkret ergeht man sich in Jubelmeldungen, die von manchen Medien, zum Beispiel Presse und Kurier, in deren Berichterstattung übernommen werden.
Gasspeicher sind zu 90% gefüllt.
Im Vorjahr wäre dieser Füllstand erst im Oktober erreicht worden, heißt es da. Nun denn: man kann natürlich jubeln, wenn man die Zahlen des Vorjahres übertrifft, nur – warum zieht man gerade das Vorjahr als Benchmark heran, an welcher man seine „Erfolge“ misst? Dafür ist das Jahr 2022 meines Erachtens so ganz und gar nicht geeignet.
Betrachtet man nämlich andere Jahre, nämlich 2011, 2014 oder 2020, so sind diese am 14. August ähnlich gelagert, was den Füllstand betrifft. Übrigens: im Jahr 2019 lag er am 14. August sogar bei 95,48 %.
Ende März mit 2/3 besser als im Vorjahr.
Beide Medien ergänzen dann, dass Ende März dieses Jahres bereits der Füllstand rund 2/3 betragen hätte, und im Vorjahr nur knapp 14 %.
Am 31. März betrug der Füllstand im Jahr 2023 waren es am 31. März 66,64 %, im Jahr 2022 waren es 13,11 %.
24. März 2022: nur 12,38 %.
Den geringsten Wert seit 2011 findet man am 24. März 2022 mit 11,8274 Terrawattstunden. Das entspricht einem Füllstand von 12,38 %.
Wenn man Erfolgsmeldungen darauf begründet, dass man besser ist als jenes Mal, als man am schlechtesten war, dann kann man leicht gut sein.
Entwicklung des Füllstandes seit 2011.
Der Füllstand der Erdgasspeicher ist immer saisonalen Schwankungen unterworfen. Dennoch gibt es Jahre, wie zum Beispiel 2021, wo der Füllstand generell eher niedrig ist, wie zum Beispiel 2021. Und das war vor dem Krieg in der Ukraine.
Und dann ist da noch die Frage:
Woher stammt denn dieses Gas in den österreichischen Speichern?
Der Großteil stammt aus Russland. Ja, Sie haben richtig gelesen. Österreich kann rund 10% des Bedarfs aus Eigenproduktion decken, der Rest wird importiert. Wieviel davon stammt nun aus Russland? Auf der Webseite energie.gv.at klärt das BMK auf: „In Österreich lag der Anteil des russischen Gases am Gesamtimport lange Zeit bei circa 80 Prozent. Als der Krieg im Februar 2022 begann, lag der Anteil russischer Gasimporte bei 79 Prozent.“ Im Juli 2023 wurden 60% der Gesamtimporte von Erdgas aus Russland bezogen.