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Klimaneutral — oder die Heiligsprechung der Null

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Wie ein Wort zur Religion wurde, CO₂ zur neuen Erbsünde — und eine ganze Gesellschaft brav dafür bezahlt, sich selbst zu ruinieren.

Ein Kommentar von Andrea Koch.

Vom Klima, das nie etwas dafür konnte

Ein Gruß geht raus an meine Eltern, die mich lernen ließen und mir vor allem auch Selberdenken beibrachten — und an all meine Lehrer, die mich lehrten, Fragen zu stellen statt Antworten zu schlucken. (Klingt schon fast wie ein revolutionärer Akt in dieser Zeit?)

Denn heute, im Jahr 2025, genügt offenbar ein Bachelor in „Nachhaltigkeitsökonomie“ und ein wohlgesonnener Auftritt bei Armin Wolf, um uns zu erklären, dass „Klimaneutralität“ gut für die Volkswirtschaft sei.
Wann genau? Wo bitte? Und in welchem Paralleluniversum amortisiert sich das — im nächsten Jahrtausend?

Das Wort „klimaneutral“ schleicht sich mittlerweile in jede Schlagzeile wie ein stiller Virus. Es klingt moralisch sauber, wissenschaftlich fundiert und ökonomisch klug — und ist doch, semantisch betrachtet, ein Meisterstück politischer Sprachmagie und ebenso bestes Beispiel für die Verwahrlosung der Sprache.
Neutral heißt null, heißt ausgeglichenohne Wirkungohne Richtung.
Das Klima hingegen ist, mit Verlaub, das lebendige Gesamtergebnis von Energie, Bewegung, Sonne, Wind, Wasser, Erde.
„Klimaneutralität“ zu erreichen hieße also, den gesamten atmosphärischen Stoffwechsel der Erde auf Null zu setzen.

Klimaneutral heißt demnach und streng genommen: kein Klima.
Und das wiederum bedeutet — wenn man den Satz ernst nähme — das Ende jeder Lebensgrundlage. Oder noch deutlicher gesagt: Tod …
Kurz: Wir retten die Welt, indem wir sie auslöschen.
Na, herzlichen Glückwunsch — das ist die wohl ambitionierteste Nullnummer der Menschheitsgeschichte.

Die Wortfalle — oder wie man aus Luft Moral macht

„Klimaneutral“ ist eines dieser Wörter, die so lange in den Köpfen kreisen, bis keiner mehr fragt, was sie eigentlich bedeuten.
Das Wort klingt, als wäre es eine mathematische Gleichung, dabei ist es nichts als ein rhetorischer Trick — ein scheinheiliges Abo mit automatischer Verlängerung.

Wie schon gesagt, neutral zu sein, hieße im wörtlichen Sinn, keinen Einfluss zu haben — weder positiv noch negativ.
Das Klima aber ist ein dynamisches System, das sich permanent verändert.
Seit vier Milliarden Jahren.
Es war wärmer, es war kälter, es war bewohnbar und unbewohnbar — alles, ohne dass der Mensch dafür verantwortlich war oder sich mit einem „CO₂-Zertifikat“ freikaufen konnte.

Was also bedeutet Klimaneutralität in der politischen Praxis? Da sind — in der neuen Weltordnung des grünen Glaubens — Worte keine physikalischen Größen mehr, sondern moralische.
„Emissionen“ heißen jetzt „Sünden“,
„Kompensation“ ist der „Ablasshandel“
und wer CO₂ ausstößt, braucht kein Ingenieurwissen, sondern Vergebung.

Und so ersetzt Moral die Mechanik, Gefühl die Geometrie — und das Feuilleton die Forschung.
Und dann ‘macht’ man einfach: Man verbietet, verteuert und verordnet.
Man besteuert jene Energien, die funktionieren — Gas, Öl, Kohle, Atom –, und subventioniert jene, die es nicht tun — Wind und Sonne –, weil sie abhängig von Laune und Wetter sind.
Man nennt das Fortschritt, weil man Rückschritt nicht sagen darf.

Und während die Bevölkerung artig Müll trennt und sich, dank verordnetem schlechtem Gewissen, Elektroautos und Wärmepumpenheizung auf Kredit kauft, reiben sich globale Konzerne die Hände über den nächsten Milliardenmarkt: die moralische Ökonomie des Nichts.

Die Ökonomie der Illusion — wenn Effizienz zum Feind wird

Das Paradies der Klimaneutralität funktioniert nur, solange keiner nachrechnet.
Denn in Wahrheit ist es keine Energiewende, sondern eine Kostenwende.
Man verteuert das Effiziente, um das Ineffiziente möglich zu machen — und nennt es „Transformation“.

Die Zahlen sind bekannt:
Wind- und Solaranlagen produzieren Strom nur dann, wenn das Wetter es erlaubt.
In Mitteleuropa sind das durchschnittlich 15–20 % der Jahresstunden.
Den Rest der Zeit muss das Netz stabil gehalten werden — durch fossile Kraftwerke, die man gleichzeitig abschalten will, oder durch Speichertechnologien, die weder in ausreichender Menge existieren noch bezahlbar wären.
Ergebnis: Energie wird teurer, Versorgung unsicherer, Wirtschaft schwächer.

Doch das alles lässt sich hervorragend verkaufen — als fromm-grüne Investition in die Zukunft.
Man spricht dann von „grünem Wachstum“ oder „nachhaltiger Wertschöpfung“, was übersetzt bedeutet: Wir schaffen Werte, indem wir sie vernichten.

Und der Witz an der Sache?
Die Profiteure wissen das ganz genau.
Es ist kein Versehen, sondern Geschäftsmodell.
Ein Zertifikatehandel hier, eine CO₂-Bepreisung dort — und schon hat man einen neuen, künstlich geschaffenen Markt, in dem aus heißer Luft kaltes Geld wird.

Wenn Wirtschaftswissenschaften zu Glaubensbekenntnissen mutieren

Ich glaube auch. An vieles. So auch an Wissenschaft. Im ursprünglichen, eigentlichen Sinn. Ich glaube an die Macht der Sprache. An die Bedeutung des Wortes. Vielleicht bin ich ein Nerd. Aber dann bin ich eben einer. Weil’s mir zu wichtig ist, diesen Wörtern das Gewicht zu geben, das ihnen zusteht. Ich drösel das gern noch mal und immer wieder auseinander:

Denn das Wort „klimaneutral“ ist ein Paradebeispiel für semantische Täuschung — ein Begriff, der klangvoll mit dem Siegel der Expertise ausgezeichnet, aber politisch und ethisch aufgeladen ist, und zwar ohne präzise Bedeutung im physikalischen oder volkswirtschaftlichen Sinn.

„Klimaneutral“ bedeutet dem Wortsinn nach:

Eine Aktivität, ein Produkt oder ein Staat beeinflusst das Klima nicht, weil alle verursachten Treibhausgasemissionen durch „Kompensation“ oder „Vermeidung“ ausgeglichen werden.

Eine sprachliche Trickserei, denn Kompensation kann alles heißen — von Aufforstung über Zertifikatehandel bis zu Buchungstricks. Und Vermeidung heißt meist: Produktionsverlagerung ins Ausland.
(China emittiert, Europa „vermeidet“.)

Wir sehen also: „Klimaneutralität“ dient als moralischer Imperativ, nicht als messbare Zielgröße.
Er funktioniert wie ein moderner Katechismus — Heilung durch Selbstkasteiung:

„Klimaneutral bis 2040“ = Erlösung in der Zukunft durch Opfer in der Gegenwart.

Und das Narrativ wird dabei absichtlich vage gehalten, um planwirtschaftliche Steuerung („Transformation“) zu rechtfertigen, Abgaben und Kontrolle zu legitimieren (CO₂-Steuern, ESG-Ratings, Verbote), und moralische Hierarchien zu schaffen („gut“ = klimaneutral, „böse“ = fossil).

Ergo ist „Klimaneutralität“ ein politisch-ideologischer Begriff, der vorgibt, physikalische Emissionen zu neutralisieren, tatsächlich aber soziale, wirtschaftliche und technologische Kontrolle rechtfertigt.
Er ersetzt messbare Realität durch moralische Erzählung — ein rhetorischer Ablasshandel für die Moderne.

Die Erziehungsfunktion — und wie man Bürger zu Gläubigen macht

Der ganze Klimadiskurs hat längst den Charakter einer Ersatzreligion angenommen.
Die Heiligen heißen Greta, Luisa und Fridays for Future; die Hohepriester heißen Expertenkommission, IPCC und EU-Kommission.
Die Bibel sind die „wissenschaftlichen Reports“, die niemand liest, aber alle zitieren.
Und der Papst des Ganzen?
Ein rotwangiger Moderator, der mit moralischer Inbrunst das „Was sagen Sie dazu?“ ins Mikrofon tönt und der intellektuellen Absurdität einmal mehr die Bühne bereitet: Einer Frau Klimaökonom, die zur besten MSM-Sendezeit erklärt: „Klimaneutralität ist besser für die Volkswirtschaft“ …

Was???

Dass dies ökonomisch widersinnig ist, weil sie damit impliziert, dass ein Verzicht produktiver Tätigkeiten unabdingbar, aber massive Subventionen ineffizienter Strukturen eine Steigerung des Wohlstandes bedeuten, müssen wir ja nicht wissen oder gar verstehen …

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Das wäre so, als würde man sagen:

„Wenn wir weniger produzieren, wächst der Wohlstand.“

Hach, wär schön, oder?

Wahr ist hingegen, dass Frau Klimaökonom damit wirklich jedem volkswirtschaftlichen Grundprinzip ganz einfach widerspricht — außer man ersetzt Wohlstand durch ‘tugendhafte’ Selbstzufriedenheit.

Und genau das ist der Punkt, an dem Sprache zur Waffe und zur Narkose zugleich wird.
Das Vokabular klingt vernünftig und akademisch abgesegnet, aber sie vernebeln Realität, anstatt sie zu beschreiben. Denn ja, die planetare Dynamik ändert sich — seit jeher.
Die Erde ist ein dynamisches System: Eiszeiten, Warmzeiten, Vulkane, Sonnenzyklen, Ozeanströme, Vegetation, Albedo, und, ja — auch der Mensch als zusätzlicher Faktor.
Das ist Wissenschaft.
Aber die heutige Politik benutzt diesen Teil der Wahrheit als Begründung für totale Steuerung: wirtschaftlich, sozial, kommunikativ.
Und das ist keine Wissenschaft mehr — das ist Machtpolitik in Laborkitteln und „Klimaneutralität“ das Paradebeispiel nihilistischer Fantasie in grüner Verpackung.

Es ist immer der gleiche Kreisel — die Methode altbekannt

Angst erzeugen, Schuld definieren, Erlösung verkaufen.
Diesmal heißt die Erbsünde CO₂.
Und wer sich lossagen will, zahlt — über Steuern, Abgaben oder CO₂-Kompensation.
Das neue Sakrament heißt „Zertifikat“.

Dazu kommt die pädagogische Dauerbeschallung.
Schon in den Schulen wird das CO₂-Dogma gepredigt, während Grundrechenarten und Sprache erodieren.
Wie soll man über Energiepolitik nachdenken, wenn man nicht einmal mehr den Unterschied zwischen Energie und Leistung versteht?
Wie über Klimamodelle diskutieren, wenn man den Begriff Korrelation nie gehört hat?
Und wie hinterfragen, wenn man nie gelernt hat, Fragen zu stellen?

So wächst eine Generation heran, die brav rezitiert, dass “das Klima gerettet werden muss”, ohne je zu bemerken, dass Klima gar kein Subjekt ist, das man retten könnte.
Man rettet also etwas, das kein Bewusstsein hat — und opfert dafür das eigene.

Der Ablasshandel — oder wie man Wohlstand verkauft

Die Geschichte wiederholt sich, nur die Begriffe ändern sich.
Früher hieß es: Wer sündigt, kann sich mit Ablassbriefen von der Hölle freikaufen.
Heute: Wer fliegt, kann durch CO₂-Kompensation emissionsfrei (angeblich?!) werden.
Das Prinzip bleibt gleich — nur dass diesmal kein Himmel wartet, sondern ein leerer Geldbeutel.

Unternehmen werben stolz mit „klimaneutral produziert“ — was bedeutet: Sie haben irgendwo auf der Welt ein paar Bäume pflanzen lassen oder sich in dubiosen Projekten eingekauft, deren Bilanz niemand überprüft.
Währenddessen wächst der globale Energiebedarf weiter, und die Emissionen steigen — selbst in den Ländern, die sich am lautesten auf die Schulter klopfen.

Das ist kein Kampf gegen den Klimawandel, sondern ein Krieg gegen die Realität.
Man zerstört Industrie, Jobs und Versorgungssicherheit im Namen eines Ziels, das physikalisch weder definierbar noch erreichbar ist.
Denn selbst wenn Europa morgen aufhören würde zu existieren — das Klima würde es nicht einmal merken.

Aber das spielt keine Rolle, solange die moralische Bilanz stimmt.
Die Wohlhabenden kompensieren, die Armen frieren.
Die einen kaufen sich CO₂-Zertifikate, die anderen (solang sie noch können) Flanellbettwäsche und dicke Socken.
So sieht sie aus, die neue soziale Gerechtigkeit.

Man könnte lachen, wäre es nicht so teuer.
Denn was in der Sprache nach Fortschritt klingt, ist in der Realität planwirtschaftlicher Rückschritt.
Statt auf Innovation setzt man auf Subvention.
Statt Wettbewerb auf Verbot.
Und statt ehrlicher Analyse auf moralische Erpressung.
So entsteht eine Illusion von „Wohlstand durch Verzicht“ –
eine Art metaphysischer Kreislaufwirtschaft, in der man sich selbst im Kreis rechnet.

Das Ende der Vernunft — und warum Ehrlichkeit der wahre Fortschritt wäre

Was wäre, wenn man den Menschen einfach die Wahrheit sagte?
Dass das Klima sich verändert — immer schon.
Dass der Mensch zweifellos Einfluss hat, aber nicht die Macht, die Natur zu steuern.
Dass Energieverbrauch kein Laster, sondern Grundlage von Zivilisation ist.
Und dass Innovation nicht durch Zwang, sondern durch Freiheit entsteht.

Man könnte sagen: Ja, wir brauchen Alternativen.
Ja, wir müssen mit Ressourcen sorgsam umgehen.
Aber bitte ohne Heuchelei, ohne Angstmacherei und ohne sprachliche Verdummung.
Denn die Welt wird nicht durch Moral, sondern durch Erkenntnis gerettet.

Stattdessen erleben wir eine Gesellschaft, die sich freiwillig selbst verarmt, weil sie glaubt, damit das Wetter zu besänftigen.
Eine Politik, die uns glauben machen will, durch Zwang und Gesetze das Klima zu regulieren.
Und eine Wissenschaft, die sich zur PR-Agentur ihrer eigenen Fördergelder degradiert.

Die Null als höchste Tugend

Am Ende bleibt die Ironie:
Man hat ein Wort erschaffen, das nichts bedeutet — und es zum höchsten Ziel erklärt.
Klimaneutralität.
Eine Null, erhoben zur Moral.

Man hätte ja sagen können: emissionsarm, effizient, ressourcenschonend.
Das wären überprüfbare, technische Begriffe.
Aber „neutral“ klingt nach Erlösung:

Wir sind nicht nur sauber, wir sind rein.
Wir sind CO₂-neutral — wir sündigen nicht mehr.

Das ist nicht Wissenschaft, das ist Theologie mit Excel-Tabelle. Klimaneutralität im physikalischen Sinn ist unmöglich.
Das Klima ist kein abgeschlossener Rechenposten, sondern eine Summe unzähliger Wechselwirkungen.
Selbst die Vorstellung, man könne Emissionen ausgleichen, ist reines Buchhaltungsvoodoo:

Du pustest CO₂ in die Luft → du pflanzt einen Baum → du sagst: Null.
Aber der Baum atmet selbst, stirbt irgendwann und gibt das CO₂ wieder frei.

Das ist kein Nullpunkt — das ist Verlagerung in die Zeit und ins Gewissen.
Und vielleicht ist genau das das Sinnbild unserer Zeit:
Wir feiern das Nichts, nennen es Fortschritt — und merken nicht, dass wir uns selbst abschaffen. Wir verteuern das Funktionierende, subventionieren das Unzuverlässige und nennen das Fortschritt.
Ein Narrativ, das Wohlstand ruiniert und Dummheit belohnt — verpackt in das Wort, das keiner mehr hinterfragt.

Wer wirklich Fortschritt will, braucht Mut zur Ehrlichkeit, nicht zur Phrase.
Denn die Wahrheit ist unbequem — aber im Gegensatz zum Klima reagiert sie auf Argumente.
Und vielleicht liegt darin die letzte Hoffnung auf Vernunft:
Dass es noch Menschen gibt, die nicht einfach ‘glauben’, nur weil die fettgedruckte Headline das quasi-Gütesiegel verspricht, und die gelernt haben, das Denken nicht zu delegieren.

Denn nur wer Wörter versteht, versteht auch, wenn er betrogen wird.

Andrea Koch schreibt.
„Denn wer sich traut, zu denken, ist der wahre Klimaaktivist — gegen die Erhitzung des kollektiven Verstandes.


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